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Preregistrations in der Praxis: Erfahrungen und Tipps aus der Marketingforschung

Wie verbreitet sind Preregistrations und welche Tipps gibt es für ihre Durchführung? Prof. Dr. Sabine Kuester von der Universität Mannheim gibt einen Einblick in ihre Erfahrungen in der Marketingforschung.

Bei einer Preregistration hinterlegen Forschende wichtige Informationen über eine geplante Studie in einem öffentlichen Register, bevor sie mit der Durchführung beginnen. Hintergrundinformationen dazu enthält der Open Economics Guide, beispielsweise zum Nutzen von Preregistrations und dazu, wie Preregistrations funktionieren.

Prof. Dr. Sabine Kuester ist Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing & Innovation an der Universität Mannheim. Im Interview gibt sie Auskunft über ihre Erfahrungen mit Preregistrations, auch aus ihrer Sicht als Associate Editor und Gutachterin.

Wie verbreitet sind Preregistrations in der Marketingforschung aus Ihrer Sicht?

Die Preregistration ist in der Marketingforschung noch nicht so weit verbreitet wie in einigen anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie beispielsweise in der Psychologie oder der Medizin. Dennoch ist in der Marketingforschung ein gesteigertes Bewusstsein für die Bedeutung von Transparenz und Methodenstrenge zu verzeichnen. Einige Forschende und Zeitschriften setzen sich aktiv für die Einführung von Preregistrations ein, um den Herausforderungen im Zusammenhang mit p-hacking, Publikationsverzerrungen und anderen fragwürdigen Forschungspraktiken zu begegnen. Trotzdem ist die Praxis der Preregistration in der internationalen Marketingforschung nach wie vor uneinheitlich.

Nach einer Überprüfung der Einreichungsrichtlinien für hochrangige Zeitschriften im Bereich Marketing- und Konsumentenforschung wird in nur wenigen Fällen explizit auf die Notwendigkeit von Preregistrations hingewiesen. Allerdings erwarten Gutachterinnen und Gutachter in diesen Zeitschriften in der Regel, dass empirische Studien Preregistrations aufweisen. Dabei kann es genügen, wenn nicht alle, sondern zumindest für einige der im Manuskript enthaltenen Studien eine Preregistration durchgeführt wurde. In Zeitschriften, die nicht zur Spitzengruppe gehören, ist die Anforderung an Preregistrations im Allgemeinen geringer.

In der akademischen Ausbildung ermutigen viele Betreuer:innen den wissenschaftlichen Nachwuchs dazu, Preregistrations durchzuführen. Es sind insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich verstärkt den Praktiken der Open Science zuwenden.

Die Akzeptanz der Preregistration in der Marketingforschung variiert somit erheblich zwischen verschiedenen Fachbereichen und einzelnen Forschenden. Während einige die Praxis des Open-Science-Paradigmas begrüßen, zögern andere aufgrund von Bedenken hinsichtlich der möglichen Einschränkung der Kreativität oder der für explorative Forschung erforderlichen Flexibilität.

Im Gegensatz zur aktuellen Praxis der Preregistration verlangen mittlerweile alle hochrangigen Journale das Vorhandensein von Datensätzen in Repositorien.

Welche Probleme mit Preregistrations haben Sie bei Ihrer Tätigkeit als Reviewerin beobachtet?

In meiner Funktion als Reviewerin sowie als Associate Editor ist mir aufgefallen, dass Preregistrations nun vermehrt für die empirischen Studien der eingereichten Manuskripte vorliegen. Allerdings ist auch festzustellen, dass Preregistrations oft nicht korrekt integriert werden. Beispielsweise werden Einzelheiten zur Datenerhebung mitunter anders dargestellt, als sie in der Preregistration vorgesehen waren, ohne diese Abweichungen weiter zu kommentieren. Es kommt auch vor, dass die Datenerhebungen in einer anderen chronologischen Reihenfolge präsentiert werden, als sie registriert wurden. Grundsätzlich sind Preregistrations häufiger in der Konsumentenforschung anzutreffen. In der Marketingstrategieforschung ist diese Praxis hingegen weniger verbreitet.

Welche Tipps würden Sie anderen Forschenden für die Durchführung von Preregistrations geben?

Bei der Preregistration müssen bestimmte Angaben präzise festgelegt werden, bevor die Datenerhebung beginnt. Dazu zählen der Forschungsplan, die Hypothesen, Methoden und Analyseverfahren, abhängige Variablen, Stichprobengröße, der Ansatz zur Datenreinigung usw.. Forschende müssen sicherstellen, dass die Preregistration kohärent mit dem später veröffentlichten Bericht ihrer Studie ist. Sollten während der Studie Anpassungen erforderlich sein, müssen diese transparent dokumentiert werden. Es ist auch möglich, in der Preregistration anzugeben, dass die Forschenden die Absicht haben, explorative Analysen durchzuführen. Preregistration schließt die Möglichkeit von explorativen Analysen nicht aus, jedoch sollten die Ergebnisse dieser Analysen im Manuskript entsprechend dargelegt werden. Bei der Preregistration von explorativen Analysen ist es nicht erforderlich anzugeben, welche spezifischen Zusammenhänge betrachtet werden.

Es ist empfehlenswert, vor dem Abschluss der Preregistration Feedback von Kolleginnen und Kollegen einzuholen. Dies kann dazu beitragen, eventuelle Lücken oder Unklarheiten zu identifizieren.

Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Sabine Kuester für das Interview.

Prof. Dr. Sabine Kuester ist Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing & Innovation und Direktorin des Instituts für Marktorientierte Unternehmensführung an der Universität Mannheim. Die Schwerpunkte ihrer Forschung und Lehre liegen im Bereich Innovationsmarketing, Marketingstrategie und digitales Marketing Management. Sie ist auf LinkedIn zu finden.
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