Bei einem Symposium zur Forschungstransparenz in den Wirtschaftswissenschaften haben sich Wirtschaftsforschende in Berlin ausgetauscht. Der Blogpost beleuchtet eine Auswahl der dort genannten beispielgebenden kollaborativen Praktiken und zeigt, wie offene Forschung in den Wirtschaftswissenschaften funktionieren kann.
Die ZBW veranstaltet regelmäßig Open-Science-Events für Wirtschaftsforschende, so auch am 27. April 2023 in Berlin. Nach einem anfänglichen Meet-Up zum Austausch über offene Praktiken in den Wirtschaftswissenschaften, startete nachmittags das Symposium „Open Science – Forschungstransparenz in den Wirtschaftswissenschaften“. Wirtschaftsforschende teilten ihre Erfahrungen mit offenen Praktiken und gaben dem Publikum einige Denkanstöße mit auf den Weg. Hier eine Auswahl der vorgestellten Aktivitäten.
Transparente kollaborative Forecasts und Nowcasts in Echtzeit
Der Covid19-Nowcasthub, vorgestellt von Prof. Dr. Melanie Schienle, ist eine Plattform zur Vorhersage der Hospitalisierungsinzidenz. Ihr liegt ein kollaborativer Ansatz zu Grunde. Die Vorhersagequalität wurde durch die Kombination mehrerer Modelle verschiedener Teams und den Austausch untereinander verbessert. Gemeinsam wurden die Prognosequalität und Kombination der einzelnen Vorhersagemodelle bewertet, evaluiert und interpretiert. Die Vorhersagedaten, ebenso wie die Modelle, liegen offen zur Nachnutzung auf GitHub. Die Studien zur Bewertung und Kombination der Vorhersagemodelle wurden präregistriert. Transparenz und Zusammenarbeit dienten neben der Qualitätssicherung auch der Vertrauensförderung in die Ergebnisse.
Open Science Data Center
Der Sonderforschungsbereich SFB TRR 266 untersucht den Einfluss von Rechnungswesen und Besteuerung auf die Transparenz von Unternehmen und die Wirkung von Regulierungen und Unternehmenstransparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft, mit dem Ziel, eine wirksame Regulierung für Unternehmenstransparenz und ein transparentes Steuersystem zu entwickeln. Die Mitglieder des SFB, den Prof. Dr. Joachim Gassen präsentierte, haben sich den Prinzipien von Open Science verpflichtet und machen ihre Forschungsarbeit transparent. Das Open Science Data Center des SFB bietet dafür die notwendige Infrastruktur. Github nutzt der SFB als Code-Repository.
Stark nachgenutzte R-Packages auf Github
Als gutes Beispiel für in den Wirtschaftswissenschaften praktizierte Open Science nannte Prof. Dr. Gassen Vincent Arel-Bundock, der an der Universität Montréal unter anderem zu internationaler Steuerpolitik und ausländischen Direktinvestitionen forscht und viele seiner Ergebnisse mit der Forschungs-Community teilt. Er stellt von vielen anderen nachgenutzte R-Packages mit einem hohen Mehrwert auf GitHub bereit. Dieses Beispiel zeigt, wie mit offenen Praktiken Impact im Bereich der Nachnutzung erzielt werden kann, wenn dies Anwendung durch andere Forschende findet.
So kann Open Science in der täglichen Wirtschaftsforschung funktionieren. Um offene Praktiken in den Wirtschaftswissenschaften mehr zum Tragen zu bringen, wurden im eingangs erwähnten Meet-Up die Themengebiete „Anreize, Kultur, Konfliktbereitschaft“ und „Education“ als zentrale Herausforderungen identifiziert. Speziell zum letztgenannten Thema wird die ZBW im Herbst Wirtschaftsforschende zu einem weiteren Meet-Up einladen, um konkrete Umsetzungschritte zu besprechen.
Weitere Informationen
Im Symposium wurden weitere Themen, wie die Arbeitskultur in den Wirtschaftswissenschaften, diskutiert, die im Blogpost auf ZBW-MediaTalk nachgelesen werden können.
Folien und Fotos der Veranstaltung finden Sie auf der Webseite des Symposiums.
Noch ein weiterer Tipp: Wenn Sie bei zukünftigen Open Science Meet-Ups dabei sein möchten, abonnieren Sie den Newsletter des Open Economics Guide, um keinen Termin zu verpassen.