Wie kann die Lehre mit CORE Econ gestaltet werden? Welche Vor- und Nachteile birgt ein Umstieg auf CORE Econ? Im Rahmen einer Veranstaltung der „Community für wissenschaftliches Arbeiten in den Wirtschaftswissenschaften“ teilten Prof. Dr. Christian Tode und Prof. Dr. Anna Göddeke ihre Praxiserfahrungen und berichteten, inwiefern sich die Auseinandersetzung mit realen Themen und Daten auf die Beteiligung und Motivation von Studierenden auswirkt.
CORE Econ (Curriculum Open Access Resources in Economics) ist ein internationales Netzwerk, das sich im Jahr 2012 gegründet hat, um zu einer Reform der Volkswirtschaftslehre beizutragen. Vorausgegangen waren die Finanzkrise 2008 sowie Kritik an der Volkswirtschaftslehre.
Ziel von CORE Econ ist es, eine gerechtere, nachhaltigere und demokratischere Welt zu fördern und Studierende zu befähigen, Lösungen für reale Probleme mitzugestalten. Hierzu werden konkret erfahrbare Herausforderungen wie Klimawandel, Ungleichheit oder die Zukunft der Arbeit in den Fokus der Volkswirtschaftslehre gestellt.
Problemlösungsorientiertes und kritisches Denken anregen
CORE Econ bietet frei verfügbare Lehr- und Lernressourcen mit interaktiven Tools, die ein aktives Lernen fördern und Studierende zu problemlösungsorientiertem und kritischem Denken und Argumentieren anregen sollen. Das zentrale Lehrbuch „The Economy“ wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. In deutscher Übersetzung ist es unter dem Titel „Die Wirtschaft“ erschienen. Aktuell gibt es 18 E-Books mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder in verschiedenen Sprachen.

CORE Econ wird in über 800 Kursen in 71 Ländern gelehrt und in Deutschland von über 30 Hochschulen verwendet.
Praxiserfahrungen aus der Lehre mit CORE Econ
Im Rahmen einer Veranstaltung der von der ZBW initiierten „Community für wissenschaftliches Arbeiten in den Wirtschaftswissenschaften“ haben Prof. Dr. Christian Tode (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) und Prof. Dr. Anna Göddeke (Hochschule Reutlingen, ESB Business School ) am 25.09.2025 online von ihren Erfahrungen mit CORE Econ in der Lehre berichtet. Positiv hoben beide hervor, dass die Auseinandersetzung mit realen Themen und Daten zu mehr aktiver Beteiligung und einer höheren Motivation der Studierenden führe. Das digitale Lehrbuch biete zudem abwechslungsreiche Lernangebote und erlaube eine dynamische Anpassung, etwa das Einbauen eines Quiz. Tode und Göddeke betonten, dass sie CORE Econ als Lehrende wegen der angewandten Themen, des umfangreichen und vielfältigen Materials und der hilfsbereiten Community schätzten.

Tode, der auch als Übersetzungsleiter der deutschen Version „Die Wirtschaft“ fungiert hat, betonte: „Ich gehe motivierter in die Veranstaltungen.“ Göddeke berichtete davon, dass sie „The Economy“ mit dem Unterrichtskonzept „Flipped Classroom“ kombiniert, in dem Studierende stärker involviert werden und sich daher intensiver mit den volkswirtschaftlichen Inhalten auseinandersetzen. Die Studierenden seien größtenteils sehr zufrieden mit der Option, sich anhand des Buches vor jeder Veranstaltung intensiv vorbereiten zu können. Sie zögen das Buch (ob elektronisch oder gedruckt) gegenüber dem Lernen mit Videos vor.
Etappenweiser Umstieg und passende Themenreihenfolge
Herausfordernd sei für die Studierenden, dass die weitgefassten, teilweise weiterführenden Themen zu einem Fokusverlust führen können. Aus Lehrendensicht kritisierten sie einzelne Schwächen in der Struktur beziehungsweise dem Aufbau der Lehrbücher und, dass vereinzelt Themen zu kurz kämen. In der anschließenden Fragerunde interessierte die Veranstaltungsteilnehmenden insbesondere, wie der Umstieg gut gelingen kann und inwiefern Lehrveranstaltungen mit und ohne Verwendung der Materialien von CORE Econ kompatibel sind. Göddeke und Tode empfahlen, dass ein Umstieg etappenweise erfolgen könnte, indem zunächst nur einzelne Kapitel aus einem CORE-Econ-Werk genutzt werden. Ansonsten sei bei einem Umstieg zu beachten, dass die Reihenfolge behandelter Themen zu denen anderer Veranstaltungen passt.
Im Open Economics Guide finden Sie weitere Informationen über Open Educational Resources sowie entsprechende Open-Science-Tools.
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